Zwischen Samos und der Insel Agathonisi entdecken wir auf dem Wasser jede Menge schwarze Gummireifen. Erst denken wir, die hat ein Frachter verloren.
Als wir etwas näher kommen und beim Blick durch das Fernglas erkennen wir außerdem auch noch ein großes Schlauchboot. Wir fahren näher ran, rollen unsere Genua ein und sehen uns das Schlauchboot an.
Im Schlauchboot befanden sich weitere Gummiringe. Das Boot war mit einem 20 PS Honda-Außenborder versehen und eine Luftkammer war defekt.
Wir wissen, dass mit solchen Schlauchbooten Flüchtlinge über die Türkei nach Griechenland geschleppt werden. Wenn sie dann Griechenland erreicht haben, werden die Schlauchboote zerstört, damit die Flüchtlinge nicht zurück geschickt werden können. Es war ruhiges Wetter und wir sahen weit und breit keine Menschen. Aber dieses Schlauchboot ist mit Sicherheit ein solches Flüchtlingsboot.
Wir riefen dann über Kanal 16 die Küstenwache bzw. Hellas Radio. Es dauerte eine halbe Ewigkeit, bis mal jemand antwortete und dann war die Verständigung sehr schlecht. Wir konnten den guten Mann kaum verstehen, was aber nicht an unserem Gerät lag. Die Leitung war total verrauscht. Er fragte dann, ob er uns auf dem Handy anrufen könne. Die weitere Kommunikation fand dann per Handy statt, wir gaben die Position durch und fuhren dann weiter. Zuvor wurden wir noch gefragt, ob wir das Schlauchboot zu unserem Zielort abschleppen könnten. Das haben wir dann aber dankend abgelehnt. Wir haben unsere Pflicht getan, der Rest ist Aufgabe der Küstenwache.
Unsere Position auf der elektronischen Seekarte, südlich von Samos
Und hier noch unsere Koordinaten.
Wir konnten nach einer Weile beobachten, dass die Küstenwache von Samos aus zu der Stelle gefahren ist und das Schlauchboot wohl geborgen hat.
Das Schicksal der Menschen, denen mit diesem Schlauchboot vielleicht die Flucht gelungen ist, ist uns nicht bekannt geworden.
Ja, schlimm die Situation. Ich habe schon vor Jahren erlebt, wie in Agathonisi auf der Pier über 100 Flüchtlinge standen, die dann von einem Marineschiff aufgenommen wurden. In diesem Jahr haben bereits jeweils über 1.000 Flüchtling die Inseln Samos und Lesbos erreicht.
Als Segler zeigt es aber auch: auf Kanal 16 kann man in GR nicht vertrauen! Vor Kos erlebte ich als Skipper eine Blockade des Ruders (Bruch der Ruderkette bei moderater See, Folge: komplette Blockade des Ruders der Bavaria 39). Es war vor Kos, letzter Tag, auflandiger Wind wenige sm vor der Marina.
Ich konnte nur noch kreiseln bei auflandigem Wind. Hätte im schlimmsten Fall Anker geworfen. Aber die Verständigung auf Kanal 16 war eine Katastrophe. Es dauerte alles endlos lang, mehrmaliges Anrufen und schildern der Situation über etwa eine Stunde mit wechselnden Personen am anderen Ende. Nicht auszudenken, wäre es zwei Tage zuvor vor Kalymnos Ostküste passiert. Fazit: man muss im Fall des Falles davon ausgehen, dass man die Situation selbst meistern muss.