Der Meltemi ist ein Nordwind, der grundsätzlich ab Mitte Juni in Griechenland einsetzt, besonders in den Kykladen. Er kann manchmal sehr stark wehen durchaus 8 bis 9 Beaufort und weht dann meistens 2 bis maximal 3 Tage.Er hatte sich für Samstag angekündigt. Unser Törn wäre am Montag in Lavrion zu Ende gewesen und unsere Crew musste am Montag wieder nach Hause fliegen. Deshalb entschieden wir uns bereits am Freitag in die Nähe von Lavrion zu segeln. Wir ankerten in einer 2 Seemeilen südlich gelegenen Bucht von Lavrion. Am Samstag wehte der Wind heftig, in Böen bis 8 Beaufort. Wir unternahmen den ersten Versuch den knapp 2 Seemeilen entfernten Hafen Lavrion mit Maschine und Kutterstagsegel anzulaufen. Zwischen dem Festland und der gegenüber liegenden Insel entsteht bei viel Wind eine sehr starke Strömung. Wir hatten keine Chance dagegen anzukämpfen und mussten umdrehen.
Am Abend unternahmen wir den zweiten Versuch, dieses Mal mit drittem Reff im Groß anstatt des Kutterstagsegels.
Erst schien es uns so, als wollte es dieses Mal gelingen. Doch beim Blick auf die elektronische Seekarte mussten wir feststellen, dass wir nach der Wende so gut wie keine Höhe gemacht haben und wir wieder die ganze Aktion abbrechen mussten.
Am Sonntag wehte es unvermindert weiter. Da unsere Crew am Montag nach Hause fliegen musste, entwickelten wir nun Plan B. Jedes Crewmitglied wurde von Wolfgang einzeln mit seinem jeweiligen Gepäck mit dem Dinghi an Land gebracht. Sie übernachteten dann in Lavrion, um am Montag pünktlich nach Hause fliegen zu können.
Für uns war die Lage aber deswegen noch keineswegs entspannt. Am Montag sollte Alexander, unser Hüttenwirt von der Graziani mit Freundin Sonja an Bord kommen. Davor musste noch Klarschiff gemacht werden, ein Lidl- und Supermarkt-Einkauf erledigt und die Waren an Bord gebracht werden.
Zu allem Überfluss war dann auch die vordere Toilette verstopft und unser Wasservorrat neigte sich dem Ende. Also alles in allem kann man sich sicher unsere Stimmung vorstellen.
Die Toilettenverstopfung hat Wolli dann beseitigt, ein großer Klumpen Papier war die Ursache. Wir haben es uns erspart in weiter zu untersuchen ob es Toilettenpapier oder Zewa war, denn letzteres hat in der Bordtoilette wirklich nichts zu suchen.
Der Meltemi wollte keine Ruhe geben und wir mussten alles Weitere aus unserer momentanen Position erledigen.
Am Montag haben wir dann Alexander und Sonja samt Lidl- und Supermarkt Einkauf mit dem Dinghy an Bord transportiert. Am Montagabend war der Wind kurzfristig etwas weniger und wir haben sofort die Gunst der Stunde erfasst und den Anker gelichtet. Wir sind tatsächlich im Hafen von Lavrion angekommen. Für die knapp zwei Seemeilen haben wird dann knapp zwei Stunden gebraucht.
Um es kurz zu machen, heute am Donnerstag liegen wir immer noch hier. Das haben wir in 30 Jahren noch nicht erlebt, dass der Meltemi sechs Tage und Nächte ununterbrochen bläst. Wir hoffen, morgen am Freitag, den 22. Juni, endlich hier raus zu kommen.
Wir lassen uns die Stimmung deshalb nicht verderben. Mit Gitarre, Südtiroler Speck und „Yes-Please“ wettern wir den Meltemi ab.